Im Mai 2016 ordnete das zuständige Landratsamt gegen eine oberbayerische Großmetzgerei, die Großkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz beliefert, eine Rückrufaktion und einen Verkaufsstopp an und verhängte ein Produktionsverbot. Zuvor waren erhöhte Listerien-Werte (größer 100 Keime pro g) in den Wurstwaren gefunden worden. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz teilte am 27.5.2016 in einer Pressemitteilung mit, daß nach aktuellen molekularbiologischen Erkenntnissen des Robert-Koch-Institutes (RKI) die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, daß Wurstprodukte der Großmetzgerei in Zusammenhang mit dem Listerien-Ausbruchsgeschehen seit 2012 stehen. In Süddeutschland sind bis heute 80 Menschen erkrankt, davon mehrere mit schweren Krankheitsverläufen; acht Todesfälle sind vermutlich auf Infektionen durch Listerien-belastete Wurstwaren zurückzuführen.

Die Klage der Großmetzgerei gegen das Produktionsverbot wurde vom Bayerischen Verwaltungsgericht am 16.6.2016 abgelehnt, das Produktionsverbot ist gültig. Kurz zuvor hatte die Metzgerei Insolvenz angemeldet; über hundert Arbeitsplätze sind bedroht.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz und hat den Firmensitz, drei externe Labore und ein Privathaus durchsuchen lassen. Es wurden 50 Aktenordner und EDV-Material sichergestellt. Es wird nun geprüft, ob gegen den Geschäftsführer Anklage erhoben wird.

Quellen: Merkur.de, Süddeutsche Zeitung

Listerien sind gram-positive bewegliche Stäbchenbakterien, die sich sowohl in aerober wie anaerober Umgebung vermehren. Sie kommen im Darm von Menschen, Haus- und Wildtieren vor; auch in Erdproben und Abfällen, häufig finden sie sich in Milchprodukten. Bei immungeschwächten Personen können sie eine systemische Listeriose auslösen. Dabei dringen die mit der Nahrung aufgenommenen Listerien über die Darmwand in den Körper vor und infizieren Zellen in verschiedenen Geweben und Organen. Wird das Blut befallen (Sepsis) ist die Sterberate mit über 50% besonders hoch. Da Listerien nicht zwischen den Zellen in den Interzellularräumen leben, sondern in den Körperzellen selbst, bleiben sie der körpereigenen Immunabwehr verborgen und sind nur von wenigen Antibiotika erreichbar. Bei gesunden Menschen verhindern die zahlreichen Immunzellen in der Darmwand ein Vordringen der Listerien in den Körper.