Hypochlorige Säure (auch Hypochlorsäure, chemische Formel HOCl) ist eine erste und effektive Barriere gegen Krankheitserreger. Sie ist Teil unseres angeborenen Abwehrsystems und wird im Körper von Wirbeltieren von Neutrophilen Granulozyten synthetisiert. Dieser spezielle Typ von Abwehrzellen besitzt das Enzym Myeloperoxidase, das aus Wasserstoffperoxid (H2O2) und Chlorid die Hypochlorige Säure bildet.
Unter dem Titel “Myeloperoxidase targets oxidative host attacks to Salmonella and prevents collateral tissue damage” (Myeloperoxidase richtet zielgenaue oxidative Angriffe auf Salmonellen und vermeidet dabei eine Schädigung des Körpergewebes) veröffentlichte die Arbeitsgruppe um Nura Schürmann am Universitätspital Basel eine Untersuchung über die Wirkung der hoch reaktiven Hypochlorigen Säure. Werden Mäuse mit Salmonellen infiziert, dann kommt es zur Aktivierung von Neutrophilen Granulozyten und zur Bildung von Hypochloriger Säure, die in einem Radius von 0,1 µm um den Entstehungsort wirksam ist. Infiziert man Mäuse, die wegen eines Gendefekts keine Myeloperoxidase bilden können, dann sammelt sich in den Neutrophilen Granulozyten Wasserstoffperoxid an, da es wegen der fehlenden Myeloperoxidase nicht mehr zu Hypochloriger Säure umgesetzt werden kann. Zwar tötet auch Wasserstoffperoxid die Bakterien, aber es schädigt daneben – im Gegensatz zur Hypochlorigen Säure – auch das umgebende gesunde Gewebe.
Fazit: Wasserstoffperoxid und Hypochlorige Säure sind beide wirksam gegen Bakterien, unterscheiden sich aber deutlich in ihrer Wirkung auf gesundes Gewebe. Dies könnte der Grund dafür sein, warum in der Evolution Hypochlorige Säure zur Sofortabwehr präferiert wurde.
Quelle: Nature Microbiology 2; 2017: article number 16268